Wissenswertes
Zusammengefasste Aussagen aus einem Vortrag von Prof. Michael L. Moeller
Im Rahmen einer Langzeituntersuchung in Deutschland wurden Paare nach vier Ehejahren befragt, ob sie ihren Partner wieder heiraten würden. Die Frauen antworteten zu 50% mit einem klaren "Nein, niemals". Die Männer antworteten mit weniger, aber immerhin 20% mit "Nein".
Was führt zu dem schellen Erkalten der Gefühle? Wie kann es sein, dass offensichtlich bei 30 % der Paare ein großer Widerspruch besteht. Einer sagt "ich würde Dich auf jeden Fall wieder heiraten", obwohl der andere gleichzeitig denkt, "ich würde ihn niemals wieder heiraten". Wie kann ein solch großer Gegensatz in ein und derselben Beziehung entstehen? Michel L. Moeller sieht den Mangel an persönlichem Austausch als einen der Hauptgründe dieses Befundes. Er entwickelte und evaluiert in diesem Zusammenhang die Methode "Zwiegespräch" als Möglichkeit, Nähe und Intimität in der Paarbeziehung zu pflegen oder wieder herzustellen. Glückliche Paare geben in Befragungen an, sich viel mit dem Partner auszutauschen. Unglückliche Paare hingegen geben fast immer an, sich nicht oder nicht mehr über Persönliches auszutauschen. Wesentlich für das Gelingen einer glücklichen Liebesbeziehung ist demnach, der regelmäßige persönliche Austausch. Hierzu zählt nicht Alltagsorganisatorisches das Paare oft überwältigt, sondern die wesentlichen persönlichen Gedanken und Gefühle jedes Partners. Das Spüren und Äußern der eigenen Emotionen und Gedanken führt automatisch zu mehr Nähe zum Partner/in.
Zwiegespräche sind laut Michael L. Moeller auch mit Freunden oder Kindern gut zu praktizieren.
Michael Lukas Moeller ist Psychoanalytiker und Paartherapeut, Autor und Wissenschaftler. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen/ Bücher geschrieben.
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Einige Untersuchungsergebnisse aus dem Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik (IFP), 2008
- Partnerschaften im mittleren Erwachsenenalter sind beziehungshistorisch ein relativ neues Phänomen. Mit der Verdopplung der durchschnittlichen Lebenserwartung in den letzten 100 Jahren halten auch die Ehen im Durchschnitt immer länger – und das trotz gleichbleibender Zunahme von Scheidungen!
- Liebe, Geborgenheit und Erfüllung sind wichtigste Träger der modernen Zweierbeziehung. Werden diese Erwartungen an die Partnerschaft nicht erfüllt, wird sie als unzufriedenstellend erlebt und aufgelöst, falls bessere Alternativen vorhanden sind.
Das Erleben von Unterstützung durch den Partner und gemeinsame Aktivitäten leisten einen wichtigen Beitrag zur Ehezufriedenheit im mittleren Erwachsenenalter. Die erlebte Unterstützung durch den Ehemann trägt besonders zur Zufriedenheit der Frau bei. Dieser Zusammenhang ist bei Männern geringer. - Auch im mittleren Lebensalter finden bedeutsame Entwicklungsprozesse und Verschiebungen der Lebensperspektiven statt. Diese können mit Verunsicherungen, der Aufgabe alter Rollen und Auseinandersetzungen mit neuen Rollen und neuen Selbstbildern einhergehen. Diese Übergänge und Veränderungen können je nach körperlichen psychischen und sozialen Ressourcen, über die die einzelne Person oder das Paar verfügt, im positiven Fall Herausforderungen mit neuen Chancen bedeuten. Im negativen Fall können damit jedoch schwer zu bewältigende Probleme und Krisen einhergehen.
- Körperliche Veränderungen aufgrund der biologischen Alterung (Absinken des Östrogenspiegels) wirken sich auf Aussehen und psychisches Wohlbefinden aus. Dies kann zu Belastungen führen.
- Veränderte Werthaltungen in Bezug auf die Bedeutung der Institution Ehe und der damit verbundenen geschlechtstypischen Arbeitsteilung gelten als typische Gründe für Trennungen nach langen Ehejahren. Nach Unzufriedenheiten treten ernsthafte Auseinandersetzungen mit Gedanken an eine Scheidung auf, dann folgt häufig eine Trennung auf Probe und schließlich die endgültige Auflösung der Beziehung.
- Hinsichtlich der Gründe für eine Scheidung nach langjährigen Beziehungen werden zumeist die eigenen Persönlichkeitsveränderungen als positive Entwicklungsschritte bewertet, wohingegen die des Partners negativ akzentuiert werden. Insbesondere gilt der Mangel an Kommunikation als ein zentraler Hinweis allmählicher Entfremdung. Auch sexuelle Untreue wird bei älteren Ehepaaren ursächlich mit der nachfolgenden Scheidung in Verbindung gebracht.
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Überarbeiteter Textauszug aus dem Familienhandbuch, Partnerschaften – Entwicklungsphasen, M. Rupp:
Mit Krisen umgehen"... und waren glücklich bis an ihr Lebensende". So wie im Märchen läuft das "normale" Leben zumeist nicht ab. Allen Harmoniewünschen zum Trotz ist eine Beziehung nicht immer "eitel Sonnenschein". Das heißt, eine dauerhafte Partnerschaft muss mit kleineren und manchmal auch größeren Krisen umgehen können.
Äußere EinflüsseNicht alle Schwierigkeiten sind "selbst gemacht" – der Alltag verlangt den Partnern vieles ab. Ob es sich um hohe Anforderungen im Beruf, Krankheit, Probleme mit der Verwandtschaft, Stress mit den Kindern etc. handelt – stets ist der Partner/ die Partnerin der/die Mitleidende. Wichtig ist es hier, dass beide akzeptieren, dass sie Belastungen unterschiedlich wahrnehmen, und damit umgehen können. Was für den einen als Katastrophe erscheint, ist für den anderen vielleicht gar nicht so tragisch. Einseitige Schuldzuweisungen sind keine Hilfe; sie belasten nur die Beziehung. Vielmehr ist es wichtig, auch gegen Selbstvorwürfe anzugehen (Parker 2002). Die gegenseitige Wertschätzung und Achtung zu bewahren, erleichtert eine konstruktive Lösung und hilft, gestärkt als Paar aus Krisen hervorzugehen.
Das Risiko der AbwärtsspiraleHat man einmal das Haar in der Suppe entdeckt, dann schmeckt das ganze Essen nicht mehr. Was passiert? Die negative Wahrnehmung dominiert den Gesamteindruck. Dasselbe kann Paaren passieren, die mit ihrer Partnerschaft unzufrieden sind. Werden Wahrnehmung und Kommunikation negativ eingefärbt, so verfestigt sich diese Haltung leicht. Die schwierigen Aspekte der Beziehung werden übertrieben, die positiven treten zurück. Am Ende sieht man nur noch schwarz. In diesem Zusammenhang wird von den "vier apokalyptischen Reitern" auf dem Weg zur Trennung gesprochen:
- Kritik (Vorwürfe, Anklagen, ständiges Nörgeln, sich Beklagen),
- Verachtung/Herabwürdigung (Beleidigungen, abwertende, zynische und sarkastische Bemerkungen),
- Abwehr/Verteidigung (Rechtfertigungen, Gegenvorwürfe, Schuldabweisungen)
- Mauern/Abblocken (Kommunikation verweigern, nicht Zuhören, ignorieren)
(nach John M. Gottman 2008, S.41 ff).
Diese vier Strategien können jede Beziehung zerrütten, aber es ist möglich, etwas dagegen zu tun!
GegenstrategienZunächst ist von Bedeutung, dass die Partner sich als aktive Gestalter ihrer Beziehung erleben und nicht als ohnmächtige Opfer eines widrigen Schicksals. Dann können konkrete Strategien der Belastungsbewältigung aufgenommen werden:
- "berühren" lassen.
- Zeigen von Zuneigung, Kontrolle negativer Emotionen.
- Kommunikation: Zuhören und Offenheit zeigen.
- Bindung festigen: Vertrauen zeigen, kooperieren.
- Individuelle Entwicklung: Autonomie fühlen, Aktivitäten entwickeln.
- Unterstützung von außen annehmen: z. B. Freunde, Verwandte oder professionelle Beratung.